erlebt, gesehen, lebensbericht

Werbeorgie

Letzte Woche habe ich freiwillig eineinhalb Stunden lang Werbungen geschaut.
Und es war super.

Ich wurde von einigen Mitstudenten in ein Kino geschleppt, dass eigentlich gar keins mehr ist, sondern nur noch für besondere Anlässe gebraucht wird. Zum Beispiel für einen Abend über Werbungen, die in Cannes dieses Jahr einen Preis abgekriegt haben.
Man stelle sich vor: Drei Klischeefilmstudenten plus einmal Freund gehen – nicht viel planend – „Oh! Werbungen aus Cannes! Spass! Wir gehen!“ – zu diesem Kino. Dort finden sie einen Riesenhaufen Menschen vor, in Schale geworfen, lässig Zigarette rauchend und über Kultur diskutierend. Hornbrillen, gegelte Haare, Lackschuhe. Und einen roten Teppich, grosse Plakate mit dem Logo von Cannes Lions darauf, ein paar Türsteher.
„Habt ihr reserviert?“, fragt uns einer dieser Türsteher. Natürlich haben wir nicht reserviert. Wir sind Filmstudenten. Wir sind spontan und voller Hoffnung für die Zukunft. Und für freie Plätze. Der Türsteher blickt uns halb verzweifelt an. „Ihr seid zu viert? Äääh..“ – er starrt seine kleine Karte an, die er in beiden Händen hält – „Najaa… könnte knapp noch reichen. Bitte die Tür links benutzen.“

Wir drängeln uns zwischen den vielen Anzügen zur Tür links, zwei Happy Meals in den Händen, das Portemonnaie schon bereit. Die Dame bei der Tür links lässt uns ohne zu bezahlen rein, sie starrt etwas überfordert unsere leeren Handgelenke an. Nein, wir haben nicht reserviert. Ja, anscheinend hat es noch Plätze frei.

Wir schaffen es hinein. Der Saal ist übrigens halbleer. Und die Werbeorgie beginnt! (Schaut die verfluchten Vorschaubilder nicht an! Die spoilern alles zu Tode. Einfach Play drücken und freuen.)




Beim Herausgehen entdecken wir ein Schild: „Keine Zigaretten! Keine Getränke! Kein McDo!“ Wir brechen alle vier in Gelächter aus und legen unsere leeren Happy Meals in den Mülleimer unter dem Schild.

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8 Gedanken zu “Werbeorgie

  1. Der letzte Film gefällt mir am besten! Sehr schön. Was sind denn „Klischeefilmstudenten“? :D

    „Natürlich haben wir nicht reserviert. Wir sind Filmstudenten. Wir sind spontan und voller Hoffnung für die Zukunft. Und für freie Plätze.“ :D Hach, ich lese gern hier.

  2. Geneigter Autor schreibt:

    Independent-Filme sind doch das beste. Meisten immer eine gute Handlung und irgendwie kommt etwas, was man noch nie so gesehen hat.

    @learsander

    so ein wenig egozentrisch und selbstverliebt vielleicht?

  3. protagonistin schreibt:

    @learsander: Dankedanke. :) Klischeefilmstudenten.. äh.. lass deiner Fantasie freien Lauf. ;) Aber ja…
    @GeneigterAutor: ….egozentrisch und selbstverliebt trifft es bestimmt, so unter anderen Eigenschaften.

    @Meine Schwester: SPAAASSSS!!

    @Der Mann mit dem Hut: Ja, zum Glück. (Super Nickname btw :D)

    @Claudia: Gern geschehen. :) Freut mich.

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